Samstagfrüh um 5:30 Uhr: verschlafen und verschnupft stehen wir an der Rezeption unseres Hotels Aketa in Dehradun. Die Nacht war gut, aber kurz. Uns erwartet eine lange Anreise nach Gangotri, dem Ausgangspunkt unserer Wanderung Gaumukh Tapovan mit Indiahikes. Und so machen wir uns auf zum Bus und dem ersten Aufeinandertreffen mit unserer Wandergruppe.

Am Treffpunkt trudeln nach und nach die Teilnehmer ein. Mehrere Touren und Gruppen starten von hier, doch wir sind trotzdem schnell im richtigen Bus. Die Gruppe beginnt sich anfangs vorsichtig zu beschnuppern. Da sind Mutter Nandita mit ihrem dreizehnjährigen Sohn, die in Goa leben. Sie kommen gleich mit Saurav ins Gespräch und fachsimpeln über Immobilienpreise in Goa. Direkt vor uns sitzen die anfangs sehr stille Shobha und Karthik. Wir nehmen zunächst an, dass sie ein Paar sind und wundern uns ein bisschen, dass sie kaum miteinander kommunizieren. Monika ist alleine angereist und obwohl ihr Name sehr deutsch klingt ist sie eine waschechte Inderin, ursprünglich aus Dehradun kommend, die jetzt in Dehli lebt und arbeitet.
Außerdem fahren im Bus noch Lukas, er kommt aus Brasilien, einer unserer Trekguides und Zwei aus dem Küchenteam mit. In einem separaten SUV fährt noch ein Ehepaar und zwei Arbeitskollegen mit, diese lernen wir erst auf dem Trek richtig kennen.
Nach kurzer Zeit verstummen die Gespräche, die Köpfe nicken nach unten und jeder für sich verschwindet ins Traumland. Martin und ich schaffen es nur bis zum Sekundenschlaf und dösen ansonsten Hörbuch hörend vor uns hin, während Monika und Shobha wahrscheinlich über die Jahre hinweg bewundernswerte Fähigkeiten aufgebaut haben und es schaffen, nahezu die gesamte Fahrt zu schlafen. Wir halten zum Frühstück, Mittagessen und nachmittäglichem Chai an, ansonsten quält sich der Kleinbus tapfer die engen und holprigen Strassen durch die Berge hinauf und hinunter. Hin und wieder ist die Strasse durch Erdrutsche nahezu weggepült, es wird teilweise eng und knifflig. Die indischen Fahrer haben damit weniger Problem. Hupend wird überholt oder bei Gegenverkehr ohne zu zögern 100m rückwärts gesetzt, um den größerem Gefährt Platz zu machen.
Gelegentlich durchströmt widerlicher Gestank den Bus. Die Ursache sind immer Müllkippen, mal kleine mal größere. Das schockierende ist, dass sich diese mitten in den Dörfern befinden. Wir sehen Kühe ganz oben auf dem Haufen Abfall, wie sie gemütlich liegen oder nach Essen wühlen. Während wir vor Ekel über Minuten versuchen nicht oder nur sehr flach zu atmen, müssen die Menschen hier tagein und tagaus in diesem Gestank leben, Obst und Gemüse essen, das in dieser verdreckten Umgebung gewachsen ist. Das Müllproblem ist in Indien gegenwärtig, aber diese Ausmaße sind neu für uns.

Nach 13 Stunden erreichen wir Gangotri. Ein Teil des Ortes ist mit dem Auto nicht zugänglich und so müssen wir unsere Rucksäcke schultern und noch ein paar Minuten laufen, bevor wir endlich das Basislager erreichen. Es ist ein kleines Hostel mit Gemeinschaftsschlafzimmern, das schön am Fluss gelegen ist. Da Martin und ich zu zweit und nicht in getrennten Zimmern übernachten wollen, haben wir uns ein Hotel gemietet.
Wir wollen uns aber nicht absondern und essen gemeinsam mit allen zu Abend, lauschen der ersten Einweisung unserer Guides und machen einen Herzfrequenz und Sauerstoffsättigungstest, bevor wir unsere Rucksäcke schultern und in unser Hotel weiterziehen. Dort kuscheln wir uns in unsere Schlafsäcke ein -ganz sauber ist es nicht-, schauen nochmal ein Video zu den Symptomen der Höhenkrankheit an, immerhin befinden wir uns bereits auf über 3000m Höhe, und schlafen dann langsam ein.

Du hast Lust die Wanderung mitzuerleben? Lies hier, wie es weiter geht.
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